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Recon: Ein weiteres Teil zum Giro Puzzle

Nach Tirreno-Adriatico haben sich Lennard Kämna und Aleksandr Vlasov eingefunden, um die Schlüsseletappen des Giro d’Italia 2023 unter die Räder zu nehmen. 

 

Als Teil von BORA - hansgrohe’s Vorbereitung auf die erste Grand Tour des Jahres ist die Besichtigung wichtiger Etappen ein wesentliches Puzzleteil auf dem Weg zur angestrebten Titelverteidigung. 

 

Die Streckenbesichtigung, im Radsport-Jargon „Recon“ (franz. Reconnaissance: Erkundung, Aufklärung), einige Wochen vor dem Grande Partenza Anfang Mai läutet bei Fahrern und Staff die Finale Phase der Vorbereitung ein. 


Lennard Kämna erklärt: „Im Roadbook erfahren wir meist nur die Rohdaten einer Etappe. Eine Besichtigung erfüllt dann Höhenprofile und Linien auf Karten mit Leben. Für uns ist es wichtig zu wissen, wie die Straßenbeschaffenheit an gewissen Anstiegen oder Abfahrten ist. Wie schmal oder breit einzelne Passagen tatsächlich sind und wie die ein oder andere Zieleinfahrt im Detail aussieht. Mit diesem Wissen und diesen Bildern im Kopf bekommt man eine Idee davon, was an bestimmten Punkten im Rennen passieren könnte, wo es wichtig ist in Position zu sein und wann sich eine Möglichkeit zur Offensive bieten würde.“ 

 

 

Ein erfolgreicher Recon ist für den 26-jährigen Giro-Etappensieger auch ein mentaler Vorteil: „Es motiviert mich, die Vorbereitung fühlt sich auf diesen Straßen sehr konkret an. Die Tage hier helfen mir, am Renntag bereit zu sein und die bestmögliche Leistung abzurufen.“ 

 

Enrico Gasparotto, der als Sportlicher Leiter 2022 wesentlich am Giro-Sieg beteiligt war, über den Prozess der Vorbereitung: „Die offizielle Präsentation der neuen Strecke ist jedes Jahr ein spannender Moment, ein paar kleine Überraschungen gibt es dort fast immer. Nachdem wir den Parcours kennen, beginnen wir jede Etappe zu analysieren und besprechen, welche Tagesabschnitte wir besichtigen möchten.“ 

 

Besonders die Schlüsseletappen der Rundfahrt benötigen intensive Planung; ganz speziell jene, die für eine Überraschung sorgen könnten! „Sehr intensiv beschäftigen wir uns mit Etappen, die eine besondere Charakteristik aufweisen. Wir konzentrieren uns auf Besonderheiten wie zum Beispiel sehr schmale Straßen, anspruchsvolle Abfahrten kurz vor einer Zielankunft und natürlich auf die Zeitfahren“, erklärt Gasparotto weiter. 

 

 

Sieben bis acht Etappen einer Grand Tour gelten normalerweise als besichtigungswürdig. Dies umzusetzen ist allerdings keine leichte Aufgabe. Die Rennkalender der Fahrer, Sport Direktoren und Trainer sind dicht gedrängt in dieser Phase der Saison. Zudem spielen im Frühjahr auch die Witterungsbedingungen eine entscheidende Rolle. Wenn dann aber alles zusammen kommt und eine Streckenbesichtigung möglich ist, kann ein Recon den entscheidenden Vorteil bringen. Das wohl beste Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist die Turin-Etappe des Giro d’Italia 2022. Nur durch intensive Arbeit im Vorfeld der Rundfahrt konnte BORA - hansgrohe an diesem Tag zum Großangriff blasen, die Gesamtwertung aufrütteln und dem Rennen seinen Stempel aufdrücken. 

 

Gasparotto betont, dass die Zeitfahren stets eine tragende Rolle in der Vorbereitung spielen - beim diesjährigen Giro d’Italia steht der Kampf gegen die Uhr gleich drei Mal im Etappenplan! Bereits bei Tirreno-Adriatico im März war das Zeitfahren der Grundstein für die zwischenzeitliche Gesamtführung von Lennard Kämna. Dementsprechend hohe Priorität genießt in diesem Jahr die Besichtigung und Vorbereitung der Zeitfahrprüfungen. Gefährliche Kurven, Anstiege, Abfahrten und jedes noch so kleine, am Ende ausschlaggebende, Detail der Zeitfahrstrecken wird unter die Lupe genommen. Neben der genauen Erkundung des Parcours ist auch die Feinjustierung am Material Teil der akribischen Arbeit. Laufräder, Reifen, Kettenblätter, Anzüge - welches Set-up funktioniert am besten für den jeweiligen Fahrer. 

 

 

Die Vorbereitung von BORA - hansgrohe auf den Corsa Rosa läuft auf Hochtouren, die Titelverteidigung ist das ausgegebene Ziel. Der Recon ist nur ein kleiner Teil des großen Puzzles, am Ende aber vielleicht aber auch in diesem Jahr ein entscheidender.